Corona: Ausbildung zwischen E-Learning und Pflegepraxis

Wertheim I 20.05.2020

Der Unterricht an der Berufsfachschule für Pflege findet, wie an anderen Schulen auch, derzeit in einem Mix aus Online und Präsenz statt. Lernaufgaben in Kombination mit Videounterricht kommen dabei verstärkt zum Einsatz. Zur praktischen Ausbildung sind die angehenden Pflegefachkräfte nach wie vor im Krankenhaus, Seniorenheimen und Sozialstationen eingesetzt. Strenge Einhaltung der Hygienerichtlinien und Schutzkleidung sind dabei selbstverständlich.

Karin Heneka ist im ersten Ausbildungsjahr. Die angehende Gesundheits- und Krankenpflegerin hat gerade ihren praktischen Einsatz im Wohnstift Hofgarten beendet, einer Wertheimer Senioreneinrichtung mit rund 100 Bewohnern. Sie erzählt: „Die Senioren dürfen seit sieben Wochen keinen Besuch mehr empfangen. Manche der Demenzkranken verstehen das nicht immer." Das Diakoniezentrum bemüht sich, digitale Kontakte zu Angehörigen und Freunden herzustellen, auch gibt es ein Fenster im Erdgeschoss, durch das zumindest Sichtkontakt möglich ist. „Viele geben an der Pforte Karten- oder Blumengrüße ab, um ihren Angehörigen zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind", sagt die Auszubildende. „Wir achten nicht nur auf die strenge Einhaltung aller Hygienerichtlinien und tragen Schutzkleidung, sondern versuchen besonders auf die Bewohner einzugehen und ihnen, wenn möglich, mehr Zeit zu widmen", so Heneka im Rückblick auf ihren Einsatz im Seniorenheim. Seit letzter Woche sitzt die Wertheimer Pflegeschülerin wieder im theoretischen Unterricht. Schon beim Blockunterricht Ende März gab es Lernaufgaben und die Probezeitprüfung fand unter besonderen Hygienerichtlinien statt. „Unser Unterricht jetzt ist ein Mix aus E-Learning und Präsenzunterricht. Ich lerne jedoch besser und schneller im direkten Unterricht im Klassenzimmer. Digitales Lernen ist anstrengender, auch klappen Videounterrichte aus technischen Gründen nicht immer reibungslos", gibt die 19-Jährige zu Bedenken. Für die Unterstützung durch das Lehrerteam und die Rotkreuzklinik Wertheim ist sie dennoch voll des Lobes. Trotz aller Corona-bedingten Einschränkungen würde sie sich immer wieder für ihre Ausbildung entscheiden. „Pflege ist ein schöner Beruf direkt am Menschen und eine sinnvolle Aufgabe." Im Hinblick auf das Infektionsrisiko versichert sie: „Als Profi bin ich besser geschützt, weil man die Schutz- und Hygienemaßnahmen richtig anzuwenden weiß."

Diese Meinung teilt auch Anne Pfeil. Die 29-Jährige im zweiten Ausbildungsjahr absolviert gerade einen Praxiseinsatz in der Anästhesie- und OP-Abteilung der Rotkreuzklinik Wertheim. Als in der Pflege tätige Mutter bewegten sie anfangs Sorgen um eine mögliche Gefährdung. „Bisher hatte ich keinen Kontakt mit Covid-19-Patienten. Wir arbeiten dennoch alle mit Mundschutz und halten strikt alle Hygienevorgaben ein", erzählt sie mittlerweile schon routiniert im klinischen Umgang mit dem Virus. Zu den beruflichen Anforderungen von Pfeil kommt die Betreuung der 10-jährigen Tochter sowie des 14-jährigen Sohnes ihres Lebensgefährten on-top. Die Patchwork-Familie organisiert den Familienkalender straff, um die Kinder beim home schooling unterstützen zu können. „Mein Lebensgefährte arbeitet Nachtschicht im Sicherheitsdienst. Glücklicherweise kann er seinen Dienstplan selbst gestalten und an meine Arbeitszeiten anpassen", erzählt die ehemalige Friseurin. „Der digitale Unterricht im letzten Theorieblock war eine Herausforderung. Ich hatte genau wie meine Kinder Aufgaben in der Schul-Cloud und musste diese bis zum Abgabetermin erledigt haben. Sich komplexe Krankheitsbilder, wie etwa Schlaganfall, selbst zu erarbeiten, war nicht immer einfach." Das Umsatteln auf einen Pflegeberuf hat sie dennoch nicht bereut. „Ich arbeite gern mit Menschen und Pflege eröffnet vielseitige berufliche Entwicklungsmöglichkeiten", sagt Pfeil mit Blick auf ihre Abschlussprüfungen im kommenden Jahr – hoffentlich ohne SARS-CoV-2.

Das Lehrerteam der Berufsfachschule für Pflege Wertheim verzeichnete in den ersten Tagen und Wochen nach Bekanntwerden des Corona-Virus verstärkt Anfragen von ihren Auszubildenden im Praxiseinsatz. Von der Frage, wie der Arbeitsweg „länderübergreifend" trotz Ausgangsbeschränkungen zu bewältigen sei, bis zur Sorge, sich in der Klinik anzustecken, reichte das Spektrum. „Schüler werden ihrem Ausbildungsstand entsprechend eingesetzt, also Schüler im ersten Ausbildungsjahr nicht in Isolierzimmern oder bei beatmeten Covid-19-Patienten", versichert Zipf. Der Kontakt mit Krankheitserregern gehört jedoch zum Alltag im Gesundheitswesen. Hygienemaßnahmen und Schutzkleidung zählen bei jedem Patienten zum professionellen Hygienemanagement und sind bereits ab Beginn der Ausbildung Schwerpunkte in Theorie und Praxis. Das bestätigt auch Cornelia Krause: „Klinikhygiene spielt jederzeit eine tragende Rolle, in der momentanen Situation natürlich noch einmal verstärkt. Wir halten uns strikt an die Vorgaben der Landesregierung – zum Schutz von Patienten, Besuchern und Mitarbeitern. Dazu gehört neben der Besucherregelung auch, dass Verdachtsfälle in getrennten Bereichen untersucht und von Anfang an von anderen Patienten und Klinikprozessen isoliert werden", beschreibt die Wertheimer Krankenhausdirektorin das Vorgehen.

„Für die Pflegeausbildung arbeiten wir bereits seit Jahren mit verschiedenen Methoden im Rahmen des selbstorganisierten Lernen (SOL)", betont Martina Zipf. Natürlich ist es eine große Umstellung, wenn Unterrichte, die von der Zusammenarbeit der Schüler und von praktischen Übungen leben, plötzlich auf SOL umgestellt werden müssen. Für mein Lehrerteam und mich war es eine Herausforderung, zumal wir uns zu dem Zeitpunkt auch mitten in den Probezeitprüfungen befanden – die wir jedoch noch erfolgreich abschließen konnten. Mit Hilfe von Lehrheften, Lernaufgaben und Videounterricht können wir auf digitalem Weg die Lerninhalte vermitteln und die theoretische Ausbildung sicherstellen", erklärt Zipf. „Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen, die von der Corona-Krise wirtschaftlich beeinträchtigt sind, ist der Gesundheitssektor zukunftssicher", so die Schulleiterin. Eine erfolgreiche Pflegeausbildung ist nahezu ein Garant für einen Arbeitsplatz und die neu gestaltete Ausbildung zur/zum Pflegefachfrau/-fachmann bietet noch mehr vielseitige Entwicklungsmöglichkeiten. In der Wertheimer Berufsfachschule für Pflege an der Rotkreuzklinik in der Rotkreuzstraße starten am 1. Oktober Auszubildende erstmalig in die dreijährige generalistische Ausbildung. Bewerbungen für Herbst sind jederzeit, auch online, möglich.  

Pressekontakt
Sylvia Habl
Telefon: 089/1303-1612
Fax: 089/1303-1615
E-Mail: sylvia.habl@swmbrk.de
www.swm-pflegeschule-wertheim.de
www.rotkreuzschwestern-muenchen.de


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